Über uns

Die Idee für unsere Konferenz Vernetzt euch! Visionen und Strategien für eine diskriminierungskritische Kunst- und Kulturszene entstand während einer unserer Interventionen.

Die Tagung, gegen die wir uns damals wehrten, wollte sich dem Thema ‘Zugangsbarrieren im Kulturbereich’ widmen, wiederholte aber in ihrer eigenen Planung alle gängigen Ausschlussmechanismen und versuchte das Problem bei denjenigen zu finden, die in den großen, etablierten Kulturinstitutionen kaum auftauch(t)en. Diese Herangehensweise war für uns beispielhaft für eine Kulturlandschaft, die sich selbst und ihre Auschlusspraxis kaum in Frage stellt. Mit der Intervention wollten wir ein deutliches Zeichen der Kritik setzen und gleichzeitig auf all die zahlreichen Perspektiven aufmerksam machen, die dort fehlten und wieder einmal nicht zu Wort kamen.

Spontan kündigten wir damals an, dass wir selbst eine Konferenz veranstalten würden, die sich den tatsächlichen Ursachen von Ausschlüssen und Barrieren widmen sollte und das Problem der strukturellen Diskriminierung beim Namen nennen würde.

Wir – das war damals noch eine lose Gruppe von Kulturschaffenden und -theoretiker_innen, die bereits in unterschiedlichen Zusammenhängen (Jugendtheaterbüro Berlin, Bühnenwatch, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland u.a.) aktiv war. Verbindendes Element unserer gemeinsamen Arbeit war die Sichtbarmachung von Diskriminierung im Kulturbereich.

Nach der überwältigenden, positiven Resonanz auf die Intervention entschlossen wir uns, unsere Arbeit als Bündnis fortzusetzen und die damals angekündigte Konferenz umzusetzen. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die kritische Betrachtung der gegenwärtigen Kulturlandschaft und ihrer Repräsentationspolitik sowie die sich daraus ergebende Ressourcenverteilung.

Unsere Veranstaltung im Oktober 2015 ist also das Ergebnis eines knapp zwei Jahre andauernden Aushandlungsprozesses – miteinander, den Kooperationspartnern und auf der Suche nach Förderung und Trägerschaft.

Als Kooperationspartner für die Konferenz konnten wir neben dem Jugendtheaterbüro Berlin noch Interflugs und den Migrationsrat Berlin-Brandenburg gewinnen.

Von Vornherein stand fest: wir wollen nicht nur Diskriminierung im Kulturbereich benennen, sondern auch konkrete Strategien entwickeln, die eine kritische Kulturpraxis ermöglichen. Die Vision dabei ist, neue, alternative und solidarische Strukturen aufzubauen bzw. zu verbinden, in denen Kulturarbeit jenseits von Mainstream-Perspektiven auch ohne Selbstausbeutung möglich wird.

Wir verstehen die Konferenz aber auch als Intervention in einem Feld, in dem sich Aneignungen und Entpolitisierung emanzipatorischer Begriffe abzeichnen. Begriffe wie Empowerment und  Intersektionalität werden verwendet, ohne dabei konkret Machthierarchien zu benennen. Oftmals finden Veranstaltungen statt, die für sich beanspruchen, den Status Quo verändern zu wollen, jedoch ohne Wissenschaftler_innen, Communities und Akteur_innen einzubeziehen bzw. als Expert_innen einzuladen, die bereits sehr lange aus eigener Betroffenheit heraus konkrete Auschlussmechanismen thematisieren.

Wir haben uns daher bewusst entschlossen, Projekte und Kulturschaffende einzuladen, die sich in ihrer Praxis kritisch mit bestehenden Machtstrukturen auseinandersetzen und Strategien zu deren Abbau entwickelt haben. Die Konferenz befasst sich also mit jenen Fragen, die kritische Kulturpraktiker_innen in ihrem Arbeitsalltag immer wieder beschäftigen:

Wie können bestehende Strukturen in Kulturinstitutionen machtktitisch verändert werden?

Wie können wir eigene alternative und nachhaltige Strukturen aufbauen?

Wie können wir uns Community-übergreifend und intersektional vernetzen?

Welche gesellschaftliche Verantwortung tragen Kulturarbeiter_innen und wie können sie dieser gerecht werden ohne dabei paternalistische Strukturen zu reproduzieren?

Dafür haben wir pro Workshop jeweils zwei unterschiedliche Projekte/Expert_innen eingeladen, um verschiedene Strategien aufzuzeigen und die Bandbreite der Möglichkeiten sichtbar zu machen.  Mit dem Zukunftslab wollen wir dann kollektiv über kulturpolitische Forderungen und Vernetzungsstrukturen nachdenken und neue Ansätze entwickeln.